Bikepacking oder Radreise die Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Wer Anfängt sich mit dem Thema Reisen mit dem Fahrrad zu beschäftigen, stößt schnell auf Begriffe wie Bikepacking, Radreise, Overnighter oder Ultrarennen. An dieser Stelle wollen wir auf die Begriffe näher eingehen.

Radreise

Das klassische Radreisen gibt es bereits mehrere Jahrzehnte. Dabei befinden sich an den Fährrädern spezielle Packtaschen, in die die komplette Ausrüstung verstaut wird. Meist werden zwei Taschen links und rechts am Gepäckträger befestigt, zwei weitere an der Gabel, eine weitere auf dem Sattel und weiteres Gepäck wird in einer Lenkertasche verstaut. Nicht sollten kommt es vor, dass so schnell 20 bis 40 Kilogramm Material transportiert werden. Was historisch betrachtet nicht weiter verwunderlich ist, denn vor ein paar Jahren wogen Zelte und Ausrüstung noch wesentlich mehr als dies heute teilweise der Fall ist.

Aufgrund der hohen Lasten kommen teilweise Fahrräder mit stärkeren Rahmen zum Einsatz. Unterwegs sind die meisten Reisenden mit diesen gewichten eher auf befestigten Straßen als auf einem Singeltrail im Gebirge. Meist verläuft das Reisen eher mit gemäßigter Geschwindigkeit.

Wer sehr lange Zeiten von mehreren Wochen, Monaten oder sogar Jahren unterwegs ist, wird eher zu dieser Reiseart greifen, denn auf den langen Strecken wird meist auch mehr Ausrüstung und Ersatzteile gebraucht.

Aber nicht nur allein reisende Weltentdecker, sondern auch viele Tourismusunternehmen unternehmen haben hier ihre Zielgruppe gefunden und bieten verschiedene Varianten der Radreise an.

Geführte Radreisen

Bei dieser Variante gibt es einen Reiseführer/eine Reiseführerin. Diese Person fährt selbst mit. Sie hat einen festen Plan und hilft den Teilnehmenden den Tagesablauf zu strukturieren. Teilweise gibt es hier einen Gepäcktransport, Verpflegung, gebuchte Übernachtungen, Stadtrundfahrten und mehr. Teilweise werden vom Reiseveranstalter auch Fahrräder gestellt und ein Reparaturservice geboten.

Selbstgeführte Reisen

Diese Art des Reisens hat viel mit der geführten Radreise gemeinsam. Jedoch fehlt hier die Person, die mitreist und als Ansprechpartner vor Ort verfügbar ist. Die Reisedaten und die Route werden vorher übergeben und bei Problem gibt es Notfallnummern. Die eigentliche Reise kann dann allein oder in Gruppen durchgeführt werden.

Rad- und Schiff-Reisen

Wir der Name eventuell vermuten lässt, handelt es sich bei der Rad- und Schiff-Reise um eine Kombination aus Radreise und Schiffreise. Dabei folgt die Route einem größeren und schiffbaren Fluss wie zum Beispiel dem Donau-Radweg. Geschlafen wird dabei immer auf einem Schiff, welches jeden Tag weiterfährt und an dem alle Reisenden früh starten und sich abends wieder einfinden. Tagsüber kann die Strecke mit dem Fahrrad zurückgelegt und die Sehenswürdigkeiten und die Natur an der Route besichtigt und bestaunt werden. Bis auf die Unterbringung auf einem Schiff hat diese Variante viel mit der geführten und der selbstgeführten Reise gemeinsam.

Selbstorganisierte Radreise

Bei der selbstorganisierten Radreise muss angefangen von der Übernachtung bis hin zur eigentlichen Route alles selbst organisiert werden. Wer in einer Gruppe reist, kann die Aufgaben eventuell unter den Mitreisenden aufteilen. Auch bieten verschiedene Apps und Webseiten Unterstützung und Routenvorschläge, die die Planung erleichtern.

Vor- und Nachteile einer klassischen Radreise

Vorteile
  • Verhältnismäßig große Kapazitäten beim Packen
  • Höherer Komfort durch Luxusgegenstände wie Kocher oder zusätzliche Kleidung
  • Mehr Platz für Lebensmittel, dadurch länger autark
Nachteile
  • Hohes Gewicht des Fahrrades
  • Mögliche Einschränkungen bei der Wahl des Fahrrades
  • Einschränkungen der Routenwahl, durch hohes Gewicht ist nicht jeder Waldweg befahrbar

Bikepacking

Beim Bikepacking wird versucht das Gewicht des Fahrrades inklusive des mitgeführten Gepäcks so gering wie möglich zu halten. Dadurch bleibt das Fahrrad agil und wendig. Um dies zu ermöglichen wird auf die vom klassischen Radreisen bekannten Taschen verzichtet und das Gepäck so eng wie möglich am Fahrrad befestigt. Aufgrund der Geometrie des Fahrrades kommen kleinere Taschen zum Einsatz und das Gepäck muss eventuell auf mehrere Taschen verteilt werden. Typische Vertreter dieser Taschen sind:

Saddle Bag/Arschrakete

Das Saddle Bag wird unter dem Sattel und an der Sattelstütze montiert. Da es von der Seite betrachtet wie eine Rakete aussieht, auf der die fahrrende Person sitzt, wird sie auch als Arschrakete bezeichnet.

Frame Bag

Diese Art der Tasche wird im Rahmendreieck befestigt. Je nach gewünschten Platz und ob noch weitere Sachen wie Trinkflaschen im Rahmendreck montiert werden müssen, gibt es diese in verschiedenen Größen. Das Fullframe Bag füllt das gesamt Dreck aus, die Halfframe Bag die Hälfte und andere Kombinationen benötigen entsprechend anderen Platz.

Front Roll/Lenker Rolle

Die Lenker Rolle wird direkt vor dem Lenker montiert.

Fork Bag

Teilweise bieten Fahrräder die Möglichkeit auch an der Gabel eine Trinkflasche zu befestigen, dafür sind im Allgemeinen drei Gewinde vorhanden. An diesen können links und rechts ach Taschen, die sogenannten Fork Bags, befestigt werden.

Top Tube Bag/Oberrohrtasche

Wie der Name vermuten lässt, werden diese Taschen auf dem Oberrohr des Fahrrades montiert.

Dadurch, dass das Fahrrad weiterhin relativ leicht und das Gepäck eng am Rahmen anliegt, können auch unebene Waldwege gefahren werden. Gleichzeitig ist es auch möglich das Fahrrad ohne Probleme ein paar Meter zutragen, wenn ein Berg mal doch nicht befahrbar ist oder Sand die Weiterfahrt verhindert.

Bikepacking lässt sich in weitere spezifischer Varianten unterteilen

Mehrtägige Touren

Die mehrtägigen Touren sind die grundlegende Form des Bikepacking. Diese können sich nur über ein paar Tage, aber auch über mehrere Wochen erstrecken. Dabei geht es um Minimalismus, es soll nur so viel mitgenommen werden, wie wirklich benötigt wird.

Rennen / Ulrarennen

Wem einfaches Bikepacking zu langweilig ist, kann auch in Rennen gegen andere antreten und dabei das durchhalte vermögen unter Beweis stellen. Vertreter sind zum Beispiel das Three Peaks Bike Race, das NorthCape4000 oder das Atlas Mountain Race. Dabei geht es so schnell wie möglich in mehreren Tagen über mehrere tausende Kilometer und mehrere 10000 Höhenmeter.

Expeditionen

Die Expedition ist in der Regel auch eine mehrtägige Tour, jedoch geht sie meistens durch weitestgehend unerschlossenes Gebiet, mit schmalen Wegen und abseits der Zivilisation.

Overnighther

Der Overnighter ist wie ein klassischer Wochenendausflug. Es geht früh los, dann wird irgendwo übernachtet und am nächsten Tag geht es zurück. Diese Form eignet sich auch, um neue Ausrüstung zu testen, bevor sie direkt in einer mehrtägigen Tour zum Einsatz kommt.

Vor- und Nachteile Bikepacking

Vorteile
  • Durch geringeres Gewicht agiler und schneller
  • Größere Vielfalt bei Wahl der Route
Nachteile
  • Weniger Platz für Ausrüstung und Verpflegung
  • Hohe Anschaffungskosten zum Beispiel sind leichtere Zelte oft wesentlich teurer
  • Höhere Reisekosten, wenn zum Beispiel in Hotels übernachtet wird um Gewicht zu sparen

Was ist das richtige für Dich?

Nachdem die Details zu Radreisen und Bikepacking aufgeführt wurden ist es jetzt an der Zeit eine Entscheidung zu treffen. Was genau möchtest du machen? Es kann nur eine Art der Reise gewählt werden! - Nein, natürlich nicht. Die meisten die mit dem Fahrrad unterwegs sind suchen auch ein Stück Freiheit und bei der Suche danach sollte die Art des Reisens möglichst wenig einschränken.

Der Einstieg in die Welt des Reisens mit dem Fahrrad ist verhältnismäßig einfach. Wer sich nicht direkt in Unkosten stürzen möchte, kann mit einem einfachen Fahrrad und kürzeren Strecken beginnen. Übernachtet werden kann in Jugendherbergen, Motels oder auch in Hütten auf Campingplätzen. Ist bereits ein kompakteres Zelt vorhanden lässt sich dies auch für einen ersten Test auf dem Gepäckträger verstauen.

Die Ausrüstung kann dann Schritt für Schritt um weitere Komponenten erweitert werden. Dabei spielt es keine große Rolle, ob ein Frame Bag mit klassischen Packtaschen kombiniert wird. Wichtiger ist, dass es in das eigene Budget und zur Art des Reisens passt.