Geschirr aus Melamin

Oft ist von Geschirr aus Melamin im Zusammenhang mit Camping zu lesen. Doch was ist Melamin und was sind die Vor- und Nachteile davon.

Was ist Melamin?

Melamin selbst wird heutzutage durch Trimerisierung aus Harnstoff gewonnen. Der dafür benötigte Harnstoff wird wiederum in großen Anlagen aus Erdgas, Luft, Wasser und Kohlenstoffdioxid gewonnen. Anders als der Begriff Melamin-Geschirr oder die Kennzeichnung mit dem Wort "Melamin" auf dem Camping-Geschirr vermuten lässt, ist Melamin nicht direkt für die Herstellung von Geschirr, Besteck etc. geeignet. Damit es weiterverarbeitet werden kann wird es zum Beispiel mit Formaldehyd zu dem sogenannten Melaminharz verarbeitet. In diesem Fall müsste die genaue Bezeichnung daher Melamin-Formaldehyd-Harz oder kurz MFH heißen.

Neben dem Geschirr aus reinem Melamin-Formaldehyd-Harz kommen teilweise auch Füllstoffe zum Einsatz. In den letzten Jahren wurde hier verstärkt auf Bambus gesetzt. Diese Produkte werden oft als "Bambusware" beworben. Leider handelt es sich dabei jedoch weiterhin um Kunststoffprodukte, die auch nicht schneller verrotten.

Was ist so gefährlich?

In dem Artikel Fragen und Antworten zu Geschirr und Küchenutensilien aus Melamin-Formaldehyd-Harz des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2019 wird auf die Gefahren von Melamin und Formaldehyd eingegangen.

In diesem Artikel wird beschrieben, dass es bei Langzeit-Tierexperimenten an Nagern durch Melamin zur Schädigung der Nieren und zur Bildung von Blasensteinen kam. Letzteres führt wohl auch zu einem erhöhten vorkommen von Blasenkrebs. Die Auswirkungen von Melamin auf den Menschen konnten im Jahr 2008 in China beobachtet werden. Hier kam es durch die Verunreinigung von Milchpulver für Kleinkinder durch Melamin zu Nierenversagen, die teilweise bis zum Tod führten. Gleichzeitig wird in dem Artikel jedoch betont, dass es feste Vorgaben zu den einzuhaltenden Grenzwerten gibt und dass diese Werte in den Experimenten und bei dem Vorfall in China um mehrere Größenordnungen überschritten wurden.

Nicht nur Melamin hat eine negative Seite, sondern auch Formaldehyd. So wird in dem Artikel geschrieben, dass Formaldehyd beim Einatmen die Haut- und Schleimhaut reizen kann. Im weiteren kann es dadurch auch zu Krebs im Nasen-Rachen-Raum kommen. Wird Formaldehyd jedoch durch die Nahrung aufgenommen, konnte bis jetzt keine Krebsbildung nachgewiesen werden. Jedoch kam es bei Langzeitversuchen an Tieren zu Entzündungen und zu vermehrtem Zellwachstum im Bereich des Magens.

Im Jahr 2020 veröffentlichte das Öko Test Institut den Artikel Kindergeschirr im Test: Eltern sollten besser auf Melamingeschirr verzichten.

In diesem Artikel werden die Erkenntnisse vom BfR aufgegriffen und um weitere Erkenntnisse aus eigenen Tests ergänzt. So wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass Formaldehyd im verdacht steht Allergien auszulösen. Weiterhin wurde gezeigt, dass selbst in der gleichen Produktreihe das Geschirr unterschiedliche Mengen an Schadstoffen abgibt. Weiterhin gab es erste Anzeichen dafür, dass Messwerte darauf hindeuten, dass die Schadstoffabgabe im Laufe der Zeit immer mehr Schadstoffe abgeben.

Bambusgeschirr

Wer hat es in den letzten Jahren nicht beobachtet? Zuerst wurden gefühlt die Plastikkaffeebecher durch wiederverwendbare Bambusbecher ersetzt, anschließend wurde die Produktpalette auf Kindergeschirr erweitert und umfasst jetzt weitere Bereiche des Geschirrportfolios.

Jedoch handelt es sich bei den Produkten anders als die "Go green" oder ähnliche Kennzeichnungen vermuten lassen nicht um reine Pflanzliche ProdukteWie bereits geschrieben werden organische Stoffe wie zum Beispiel Bambus als Basismaterial für Geschirr verwendet. Dieses wird dann mit einem Gewissen anteil an MFH gemischt und in Form gebracht.

Hinweise zur richtigen Verwendung

Nicht über 70°C erhitzen
Ab 70°C beginnen sich besonders viel Melamin und Formaldehyd zu lösen und in die Nahrung überzugehen
Keine säurehaltigen Flüssigkeiten oder Lebensmittel
Die Säure greift das Material an und löst die Schadstoffe auch bei niedrigen Temperaturen
Nicht in der Mikrowelle oder auf Wärmequelle verwenden
Durch die Erhitzung, die teilweise auch sehr punktuell ist, lösen sich die Schadstoffe aus dem Material
Beschädigtes Geschirr und Küchenutensilien entsorgen
Durch die Beschädigungen können größere Mengen an Schadstoffen freigesetzt und mit den Nahrungsmitteln aufgenommen werden.
Nicht im Geschirrspüler verwenden
Einige Hersteller geben ihr Geschirr mit Einschränkungen wie "Nur im oberen Fach verwenden" für die Verwendung im Geschirrspüler frei. Nach unseren aktuellen Erkenntnissen raten wir jedoch davon ab, weil das Spülmittel, Salz und andere Zusätze das Material durchaus angreifen und beschädigen können.
Nicht in Pfannen oder zum Kochen verwenden
Teilweise gibt es auch Löffel, Kellen, Pfannenwender etc. aus Melamin. Diese sind zwar laut Hersteller auch für die kurze Erhitzung über 70°C geeignet, jedoch würden wir davon abraten, denn der Begriff "kurz" wird von vielen unterschiedlich definiert.

Alternativen

  • Edelstahltöpfe
  • Löffel, Pfannenwender etc. aus Holz oder Edelstahl

Links

In diesem Abschnitt haben wir ein paar Links und unsere Quellen zusammengetragen. Wer mag, kann sich also selbst noch etwas weiterbelesen.